Der Mann, der den Regen fotografierte
20.00 €
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Hendrik Cramer ist Locationscout: Für eine Filmproduktion ist er nach Belém in Brasilien geflogen, ausgestattet mit Notebook und Kamera und dem ersten Skript eines Spielfilmes. Er hat den Auftrag, die Drehorte für den Film festzulegen, der während des berühmten Círio de Nossa Senhora de Nazaré gedreht werden soll, dem religiösen Umzug zu Ehren der Heiligen von Belém, den jährlich rund 2 Millionen Menschen besuchen (hier ein Download zur Locationsuche).
Cramer hatte schon immer die Fähigkeit besessen, die Welt durch das Objektiv einer Kamera zu
Hendrik Cramer ist in Brasilien in eine ganz andere als die europäische Welt eingetaucht. Allenthalben begegnen einem Mythos und Mysteriöses, die Armut ist erschlagend, im Wortsinne auch die Gewalttätigkeit, die schiere Physis der Menschen hier. Er hat sich seinerseits einen Ortskundigen als Assistenten gemietet: Wim. Der Holländer ist nicht ganz durchschaubar, offenbar war er eine Art
Er schaute im Display der Nikon nach und sah, dass er 1309 Fotos gemacht hatte. Okay, das war gutes Material, das war sicher tolles Material, aber die andere Hälfte der Arbeit stand noch bevor, denn er musste alles auf dem Mac sichern und sichten. Er musste auswählen, verwerfen und am Ende daraus sowas wie einen möglichen Weg zusammenstellen. […] Dann aber kommt alles anders. Hendrik Cramer wird, eher durch einen Zufall denn aus Berechnung, entführt. Und Autor Peter H. Gogolin benutzt das farbenfrohe Belém und die unberechenbare Mentalität Brasiliens Belém nicht einfach als exotische Kulisse, sondern er führt seine Leser tief hinein in die Extreme der völlig andersartigen Welt. Seit sie auf der Straße lebt, ist sie ständig müde. Doch Estelle klagt nicht darüber, denn die Müdigkeit ist normal, wenn man niemals durchgehend schlafen kann. Selbst dann, wenn man schläft, ist man halb wach. Man ist niemals in Sicherheit und muss auf der Hut sein. Deshalb schläft man eigentlich gar nicht. Man geht nur für kurze Zeit beiseite, tritt in die graue Kammer. Sie weiß nicht, ob die anderen es auch so machen, aber Estelle hat es für sich die graue Kammer genannt. Sie kann dort hineingehen und sich ausruhen, bleibt aber mit der Umgebung verbunden, sodass sie hört, wenn sich jemand nähert. … Der Regen ist zuerst nur ein Geräusch in den Bäumen, aber Estelle hat es sofort gehört, steht auf und macht sich auf den Weg. Der Leser gerät in eine Mixtur aus christlicher Religiosität und Abergläubigkeiten, aus Anspruch auf Hightech-Dinge und Faustrecht, aus Bandenkämpfen unter Bettlern und sich verschottender Bürgerlichkeit, aus überspitzter Sensibilität und Brutalität, in der ein Menschenleben nichts zählt. So auch das von Cramer.
Plácido lacht und weint vor Freude. Er hat einen Traum gehabt. Es wird alles gut. Endlich, das weiß er jetzt. In seinem Traum sieht er zwei nackte Jungen, die an einem Fluss sitzen und mit Stöcken auf einem Baumstamm trommeln. Sie haben nichts gesagt, aber er ist aufgewacht und hat geweint, sein Jacke war schon nass vom Weinen, als er aufgewacht ist. Da hat er gewusst, dass er sterben wird. Sie trommeln und das Wasser kommt und alles versinkt im Fluss. Die Stöcke treiben auf dem Wasser. Der eine Junge klettert auf den Rücken des anderen, dann verwandeln sie sich in zwei Spinnen, die über das Wasser davonlaufen. Er hat sofort verstanden, dass Omolu für ihn auf der Tränentrommel getrommelt hat. Endlich darf er sterben. Er ist so glücklich, dass er sterben soll. Alles wird ein Ende haben. Plácido wird zu seinem Orixá gehen und ein Teil von Omolu werden. Omolu wird nicht sterben. Er kann Tod und Leben geben, aber er stirbt nicht. Omolu sagt, ich sterbe nicht, nur ein lepröser dreckiger Neger wird sterben. Gute Geister werden Hendrik Cramer retten. Aber bis dahin hat der Leser abenteuerliche Welten kennenzulernen. Und er wird mit einem veränderten Weltbild aus einem beeindruckenden Panoptikum von Figuren und Lebensformen von seiner Lesereise nach Südamerika zurückkehren. |
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