Patricia Boulay

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Patricia Boulay wird am 04.03.1957 in Remiremont, einem kleinen Ort in den Vogesen, als Tochter von Maryvonne Odette Boulay geboren.

Gegen den erklärten Willen ihrer Mutter und ihres Stiefvaters, die sie gerne zum frühestmöglichen Zeitpunkt einer Erwerbstätigkeit in der nahegelegenen Fabrik zugeführt hätten, setzt das Mädchen den Besuch einer höheren Schule durch. Im Jahr 1977 übersiedelt sie nach Nancy und beginnt mit dem Studium der Wirtschaftswissenschaften.

Hier, in den studentischen Zusammenhängen der Seminare, Wohngemeinschaftscliquen und Kneipen, begegnen sich Patricia und Marthe zum ersten Mal. Die eine ist neunzehn und die andere siebzehn Jahre alt ...

Patricia und Marthe entdecken gemeinsam die Malerei, unternehmen ausgedehnte Reisen unter anderem nach Südamerika und teilen intensive Momente einer rauschhaften Aufbruchstimmung, die diesen Lebensabschnitt kennzeichnet. Als Patricia, die Mutigere der beiden, nach dem erfolgreich absolvierten Grundstudium 1980 tatsächlich beschließt, sich an der Kunstakademie in Marseille einzuschreiben und auf diese Weise ihrer Leidenschaft für die Malerei folgt, trennen sich die Lebenswege. Bald darauf verläßt jedoch auch Marthe die heimatliche Region, sie übersiedelt ebenfalls in den Süden, nach Montpellier, und beginnt – ein Kunststudium. In den anknüpfenden Jahren voller gemeinsamer Erlebnisse in zwei der quirligsten Metropolen Südfrankreichs möchten die jungen Frauen »intensiv und aus dem vollen leben«, sie haben den »Anspruch« und den »Willen«, möglichst keine Erfahrung auszulassen. Sex und Liebe, der Lebensunterhalt, erneute Reisen und vor allem immer wieder Ausflüge in die Welt der Ausstellungen und Museen von Venedig bis Paris bestimmen den Rhythmus ihrer Freundschaft. ...

Währenddessen muß Patricia über einen Zeitraum von drei Jahren immer wieder Rückfälle hinnehmen, weil ihre Widerstandskräfte dem Existenzdruck in der Hafenstadt nicht standzuhalten vermögen. Im Herbst des Jahres 1990 beschließt sie, ihrem Freund in dessen Heimat nach Deutschland zu folgen und dort einen kompletten Neuanfang zu wagen.

Die vorliegenden Briefe dokumentieren den Beginn und Verlauf dieses Vorhabens, das sie ihrer ehedem engsten Freundin detailreich schildert, da diese »die einzige sei« und darüber hinaus »weit genug weg«, eine solche Intimität zu ertragen.

Lediglich für die letzten beiden Lebensjahre ist keine entsprechende Korrespondenz erhalten, die wohl auch deshalb nicht entstand, weil die Turbulenzen keinen Raum mehr ließen. »Die Briefe kamen unregelmäßig, aber ich antwortete ihr per Brief oder Telephon, außer wenn es zu verworren war und sich um zehn Seiten handelte, geschrieben in einer manischen Phase. Ich habe es immer abgelehnt, in ihr Delirium einzusteigen«, berichtet Marthe später in einer E-Mail.

In der Nacht oder am Vormittag des 21. Oktobers 2000 nimmt sich Patricia Boulay in ihrer Frankfurter Wohnung das Leben. »Tatsächlich ist die Patricia, die ich sehr geliebt habe und der ich vertraute, seit langer Zeit verschwunden.«

Ihr künstlerisches Werk haben Thomas Wiederspahn und Anna Fasold hier zugänglich gemacht:

www.blandine-solange.com

Briefe an M.

Briefe an M.

Ein Künstlerinnen-Leben in ausgesuchten Briefen

  • 128 Seiten
  • außer der Reihe

978-3-933974-70-9

18.00 €           picture

Herausgeber Thomas Wiederspahn

Übersetzt von Thomas Schwab

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