Belletristische Riesen und Groß-Sponsoren

In diesem Feld zwischen Literatur und Kunst entdeckt Thomas Schwab einen völlig – auch in Frankreich – verschollenen Essay von Victor Hugo, in dem er seine Ästhetik anläßlich eines Besuches in der Pariser Sternwarte ausführt: Der Blick durch ein Teleskop auf den Halbmond, bei dem Hugo zunächst die Schwärze der unbeleuchteten Hälfte kaum als solche erkennt, dann von der Helle der beleuchteten Hälfte geblendet wird, entfaltet eine opulente Konfrontation von Wissen und Ahnung, von Mythos und Erkenntnis: Promontorium somnii / Vorgebirge des Traums.

Und dann ein glücklicher Zufall, als eine Agentur das (zur Hälfte) letzte Interview von Federico Fellini anbietet, das von Dacia Marainis Schwester Toni Maraini geführt wurde – und bei dem keiner der größeren Verlage schnell genug zugreift: Genau das Richtige für die 16er Reihe. Agnes Dünneisen, die Schauspielerin in Basel, überträgt das Bändchen unter dem hinreißenden Titel Meine Vision umfaßt 360 Grad.

Fellini: Im Grunde versuche ich jedesmal, etwas Neues zu erfinden. Aus Angst, mich zu wiederholen, erfinde ich immer etwas anderes.

Im April 1997 gelangt endlich eine schöne, lange gehegte Idee zur Umsetzung: In den Räumen des Verlages findet der erste Jour fixe statt, einige unserer Autoren tummeln sich den Abend über im Gespräch mit befreundeten Presse-Leuten, Agentur-Mitarbeitern, Künstlern, Buchhändlern, Freunden. – Das wird fortgesetzt werden in loser Folge, einmal, zweimal im Halbjahr ein entspannter Abend bei gutem Getränk und breitem Buffet, plaudern, Ideen bewegen, Projekte anhören, Erlebnisse austauchen, Möglichkeiten erwägen ...

Mitte 1997 ein weiterer Riesen-Partner in der Reihe ETIKETT: Der Pharma-Konzern Wyeth Lederle Pharma, Marktführer bei »der« Pille, läßt sich zum 35-jährigen Bestehen der Pille für ein Buch mit jenen literarischen Stellen begeistern, in denen die Autorinnen und Autoren dieser Jahre der Pille literarischen Raum gegeben haben. 17.000 Bücher werden im Hof der Oskar von Miller Straße 18 mit Blister-Packungen als Etikett versehen, immerhin 24 literarische Antibaby-Pillen werden im Buch gedreht – und eine Serie imposanter Aktionen vorbereitet. Beispielsweise eine große Matinee während des Buchmesse-Sonntags 1997 (übrigens an der Adresse Kiesstraße 41 der unterdessen fallierten Huss'schen Buchhandlung, in der 1993 die legendenbildende Verlagsgründungsfeier stattgefunden hatte) und Sandwich-Men flanieren mit dem manngroßen Buch über die Messe.

Deryk Streich verläßt den Verlag, um zunächst mit Bernd Rensinghoff den Bären-Verlag zu betreiben und später bei dem Medienunternehmen Luna-Park anzuheuern. Dafür nimmt Katrin Neuberger ein Praktikum im Verlag auf. Sie wird am Ende dieses Praktikums erwägen, ihr Studium aufzustecken und stattdessen eine Ausbildung zu absolvieren – und so wird sie, nachdem sie längere Zeit als Free-Lancerin Projekte im Verlag betreut hat, im Jahr 2000 ihre zweijährige Ausbildung zur Verlagskauffrau beginnen, und der Verlag wird zum »Ausbildungsbetrieb«.

Das Fellini-Bändchen wird von 4 Film-Produktionen als Weihnachtsgeschenk eingekauft und läßt die liebenswerten Kindheitserinnerungen des Regisseurs und Visionärs somit in der Branche fein weiterleben! – Zuvor gelingt dies:

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